Jesiden: Glaube, Mythologie und Geschichte

Diese 15-minütige Kurzdokumentation des 2005 überraschend verstorbenen ORF-Journalisten Zarik Avakian, ein im Iran geborener Armenier, besticht trotz der bescheidenen Bildqualität durch eine mystische und melancholische Atmosphäre.
Sie liefert interessante Einblicke in Glaube, Mythologie und Geschichte der Jesiden.
Dabei kommt u.a. der Leiter der jesidischen Union von Armenien, Aziz Tamoyan, zu Wort.

ÊzîdîPress: Die Geschichte des Ezidi Mirza: Vom Waisenkind zum Helden

Wie lange noch wird der Geist Ezidi Mirzas die Häupter gefallener, junger Êzîden auf seinem Schoß beklagen und Tränen gleich einem Regenschauer fließen?“, heißt es in einem Klagegedicht eines êzîdîschen Dichters, das vom Völkermord an den Êzîden in Shingal handelt. In dieser Zeit der Vernichtung, des Hasses und der Hilflosigkeit sehnt sich die êzîdîsche Gemeinschaft mehr denn je nach einem Befreier, einer starken Persönlichkeit, der die Gemeinschaft durch diese schwierige Zeit manövriert. Jemanden, der das Erbe des legendären Helden Ezidi Mirzas fortsetzt.

 

FuF: Botschaft einer Jesidin an die Kurden

[…]
Die Jesiden im Sinjar, das wart ihr. Die Männer, die man geköpft hat, das wart ihr. Die Frauen und Kinder, die man vergewaltigt und versklavt hat, das wart ihr. All das ist eure Geschichte.
[…]
Verschließt ihr aber die Augen vor dieser Vergangenheit, seid ihr Blind für die Gegenwart.
[…]

 

Düzen Tekkal: „Der IS ist nicht weit weg sondern mitten unter uns!“

Am Mittwoch, den 3.08.2016 zogen Jesiden aus der ganzen Bundesrepublik durch Berlin.
Mit ihrem Trauermarsch wollten sie an die Opfer der von UN und EU als Völkermord eingestuften ethnischen Säuberungen an ihren Glaubensgeschwistern in Sindschar / Şingal vor zwei Jahren aufmerksam machen und ihrer gedenken.
Bei einer Serie von Massakern des IS kamen mehrere tausend Jesiden um. Weitere tausende wurde verschleppt, vor allem Frauen und Mädchen wurden vom IS in die Sexsklaverei gezwungen.
Die Religionsgemeinschaft der Jesiden ist älter als Christentum und Islam. Da sie den Dualismus von Gut gegen Böse und das damit verbundene Konzept von Gott gegen Teufel ablehnt, werden sie von radikalen Muslimen als „Teufelsanbeter“ verunglimpft.
In Deutschland leben rund 100.000 Angehörige der Glaubensgemeinschaft, die als Urreligion der Kurden gilt.
Eine ihrer prominentesten Vertreterinnen ist Buchautorin, Journalistin und Filmemacherin Düzen Tekkal.
Sie hielt im Rahmen des Trauermarschs eine bewegende Rede. Darin mahnte sie zugleich zur Vorsicht: Der IS sei nicht weit weg sondern mitten unter uns in Deutschland. Es sei unmöglich jesidischen Flüchtlingen zu garantieren nicht heute oder morgen auf ihre Peiniger zu treffen.

 

KGD: Gedenken an die Opfer des Genozids an den Eziden in Sengal

Heute jährt sich der 2. Jahrestag des Genozids an den kurdischen Eziden (Jesiden) in Sengal (Sindschar, Nordirak / Südkurdistan) durch die Terrororganisation IS.
Die Terrormiliz IS hatte am 3. August 2014 tausende Eziden aus dem Sengal-Gebirge verschleppt und dabei schlimmste Gewaltverbrechen begangen. Sengal ist die Heimat von etwa einer halben Million Eziden. Die Vereinten Nationen bestätigten, dass über 5.000 Männer exekutiert und und bis zu 7.000 Frauen und Mädchen zu Sexsklavinnen gemacht wurden. Es konnten zwar einige entkommen oder durch Lösegeld freigekauft werden, aber tausende Eziden bleiben weiterhin vermisst.

Weiter im Link:

https://kurdische-gemeinde.de/gedenken-an-die-opfer-des-genozids-an-den-eziden-in-sengal/

 

Weidenholzer: FASSUNGSLOS

“Ich war noch nie nach einer Fraktionssitzung so fassungslos”, schreibt der deutsche SPD Abgeordnete und S&D Vizepräsident Knut Fleckenstein auf Facebook. Es war ein zu tiefst berührender Moment als die 19 Jährige Jesidin Lamya Taha über ihre fast zweijährige ISIS-Gefangenschaft spricht. Mithilfe der NGO “Luftbrücke Irak” unter der Leitung von Vorsitzenden Mirza Dinnayi befindet sie sich derzeit zur Behandlung in Deutschland. Lamya Taha ist eine von 6000 Frauen und Mädchen, die im August 2014 bei dem Überfall auf der Region Sindschar im Nordirak von ISIS gefangen genommen und verschleppt wurde, sie stammt aus dem Dorf Kojo, in dem eines der schlimmsten Massaker stattgefunden hat und ihre Eltern getötet wurden.

Weiter im Link:

http://www.weidenholzer.eu/2016/07/09/jesidin-lamya-taha-berichtet/

 

 

ÊzîdîPress: IS-Terror: Amal Clooney wird êzîdîsche Genozid-Opfer vertreten

Die Juristin Amal Clooney hat gegenüber der New York Times erklärt, dass sie als Anwältin die êzîdîschen Genozid-Opfer vertreten wird. Clooney, die auf eine langjährige internationale Erfahrung zurückgreifen kann, arbeitete unter anderem am UN-Kriegsverbrechertribunal für die Verbrechen im ehemaligen Jugoslawien mit. Vor dem Internationalen Strafgerichtshof sollen auch die Täter des „Islamischen Staates“ (IS) zur Rechenschaft gezogen werden, so Clooney.

Weiter im Link:

http://ezidipress.com/blog/is-terror-amal-clooney-wird-ezidische-genozid-opfer-vertreten/

 

 

Userzuschrift von Ronai Chaker: Die Burka und Niqab – Kein Schutzschild, aber das Symbol der Versklavung

Im Irak und in Syrien werden christliche und yezidische Mädchen als Sexsklavinnen auf Sklavenmärkten verkauft – wie billige Ware – in Ketten und in einer Burka und Niqab verpackt und als Kriegsbeute körperlich und seelisch gedemütigt. Wortwörtlich symbolisiert dieser Stoff ihre Gefangenschaft in der man als Frau oder Mädchen alle Rechte verliert.

In der Politik wird oft debattiert, dass auch hier in Deutschland viele Frauen unter der Herrschaft ihrer Männer in Unfreiheit leben und zum Tragen dieser Vollverschleierung genötigt werden. Aber für ein Verbot hat diese Tatsache bisher nicht ausgereicht.

Im Nahen Osten findet derzeit ein Vernichtungskrieg gegen die christlichen und yezidischen Minderheiten statt. Darum muss endlich Schluss sein mit der immer wieder zu spürenden stillschweigenden Duldung der Tatsache, dass die Vollverschleierung zu dieser ethnischen Säuberung gehört und ein Teil dieses Kriegsverbrechen war und ist. Denn diese stillschweigende Duldung führt nicht zuletzt dazu, dass sogar die schwersten Menschenrechtsverletzungen an Frauen viel zu lange nicht zur Kenntnis genommen werden. Das, was uns in diesen Wochen, hauptsächlich aus dem Irak und Syrien, zur Kenntnis gebracht wird, würde jede Vorstellungskraft sprengen, wenn wir nicht alles immer wieder in Bildern und Berichten zu sehen bekämen.

Wenn sich die Politik dieses Themas annimmt, dann dürfen wir nicht damit zufrieden sein, die immer wiederkehrenden Stichpunkte der Unterdrückung, Integrationsverweigerung, Mangel an gesellschaftlicher Teilhabe, Probleme der Kommunikation und Identifikation zu thematisieren, sondern dann gilt, es neben diesen Punkten einen Völkermord zu debattieren, der im 21. Jahrhundert stattfand, und kritischen Fragen nachzugehen, die von Betroffenen gestellt werden. Das Leid, die körperlichen und seelischen Verletzungen, die Demütigungen von Frauen von denen wir jetzt gehört haben, sagen uns: Wir dürfen nicht stumm bleiben. Spätestens seit dem Angriff des 03.08.2014 auf die Region Sinjar im Irak sollte es klargeworden sein, dass man einen Aggressor wie den IS nicht gewähren lassen darf.

In Deutschland deklariert man  Burka und Niqab unter dem Banner der Religionsfreiheit. Wer die Burka und das Niqab verteidigt und mit dem Begriff Freiheit definiert, soll sich bitte eine Frage stellen: Wie fühlt sich ein yezidisches oder christliches Mädchen, welches auf einem Sklavenmarkt verkauft und mit unvorstellbar brutaler Gewalt mehrfach von unterschiedlichen, ungepflegten und meist viel älteren Männern vergewaltigt, gefoltert und verstümmelt wird? Manche haben sich sogar mit Benzin übergossen und angesteckt, um weniger attraktiv zu sein und nicht mehr als Vergewaltigungsopfer in Frage zu kommen.

Wie geht es ihnen, wenn sie nach ihrer Befreiung, in der Hoffnung, hier im Westen in Sicherheit zu sein, ein solches Symbol auf deutschen Straßen sehen?

Für sie wird es ein Symbol sein, welches sie an ihre eigene Versklavung und Vergewaltigung erinnert. Für sie wird es das Symbol sein, dass sie daran erinnert, wie man ihre kleinen Schwestern vergewaltigt und ihre Mütter, die nicht mehr als Sex-Sklavin taugten, exekutiert hat.

Ein Symbol, welches sie bei ihren Interviews tragen müssen, damit ihre Peiniger sie nicht erkennen, um ihre Angehörigen, die sich noch in Gefangenschaft befinden, zu schützen.

Wer Burka und Niqab duldet, duldet ein Symbol dieser Verbrechen in einer demokratischen, säkularisierten und freiheitlichen Welt.

Wie sieht es aus mit einer Frau, die eine Burka und ein Niqab hier in Deutschland freiwillig trägt? Lebt sie nicht den Islamismus, gegen den unsere Gesellschaft vorgehen will? Lebt sie nicht den Fundamentalismus? Will sich eine solche Frau in unsere freiheitliche und demokratische Welt eingliedern und integrieren? Nein, diese Frau grenzt sich bewusst ab und ist eindeutig eine Integrationsverweigerin, weil sie eine nonverbale Kommunikation, die zu einer aufgeklärten Gesellschaft dazugehört, ablehnt. Als Beispiel ist hier auch der sich vor kurzem ereignete Münchner Gerichtsfall zu nennen, bei dem der Richter eine vollverschleierte Frau als Zeugin vernahm. Weitere Fälle, fanden in Schulen, Kitas und anderen öffentlichen Räumen statt, bei denen die fehlende Identifikation große Probleme verursachte. Welchen gesellschaftlichen Nutzen haben die theoretischen Integrationsdebatten, wenn wir eine solche Abgrenzung in der Praxis zulassen?

Durch ihre fundamentale und radikale Auslegung unterteilen radikale Islamisten die Welt und die Menschen in ungläubige und gläubige; in Über und Untermenschen. Sie sprechen anderen Frauen ihren Wert ab. Eine Frau die (wirklich) aus freien Stücken eine Burka oder ein Niqab trägt, vertritt dieselben Gedankenmuster, wie es der IS tut, oder hat Hintermänner die das tun. Sie weiß ganz genau, dass diese Kleidung von Terrororganisationen zu Norm erklärt wurde und leistet wissentlich Beihilfe

Das geschaffene Idealbild einer Frau, inmitten der Terrororganisationen – unterstützt von Frauen! Die Uniform einer Mörderbande, die alles und jeden vernichten will, der nicht ihren Vorstellungen entspricht. Wenn ich über Sinjar, den 03.08. 2014 und die Yeziden und Christen schreibe, dann spreche ich von einem Völkermord im 21. Jahrhundert in einer globalisierten digitalen Informationswelt, bei dem die Burka und das Niqab ein Teil des Ganzen war. Und wir können uns nicht herausreden, davon nicht gewusst zu haben, wenn uns unser heutiges Verhalten morgen vorgeworfen wird. Am 03.08 letzten Jahres fand ein Überfall auf die Region Sinjar im Irak statt, bei dem hunderttausende Menschen flüchten und um ihr Leben bangen mussten. Mehrere Tausende unschuldiger Menschen wurden brutal ermordet. Frauen und Männer wurden getrennt und die Männer im Beisein ihrer Familienangehörigen sofort exekutiert. Die jungen Mädchen wurden gezwungen sich voll zu verschleiern und daraufhin auf einem Sklavenmarkt verkauft.

Yeziden gelten bei Islamisten als Untermenschen und Teufelsanbeter. Sie sind Heiden, die man abschlachten kann und ihre Frauen kann man als Sexsklavinnen nutzen. Hierbei berufen sie sich auf fundamentale Auslegungen in Koran und Hadithen. Bei Christen besteht die Möglichkeit einer Kopfsteuer, die sich jedoch viele nicht leisten können und konnten, sodass auch viele junge Christinnen versklavt wurden. Ähnlich wie bei den Juden zur Zeiten des Nationalsozialismus werden diese Menschen durch eine radikale religiöse Auslegung untergeordnet. Wenn wir zu Recht NS Uniformen nicht dulden, wie können wir dann Burka und Niqab gleichgültig hinnehmen und uns einreden, besonders tolerant zu sein? Die Ideologie der Islamisten ist gleichzusetzen mit der nationalsozialistischen Ideologie. Denn es geht dem IS um die ethnische Säuberung und Auslöschung des yezidischen und christlichen Volkes und all der Menschen, die anders denken: Es geht dem IS um die Errichtung eines weltumspannenden Kalifats unter den Gesetzen der Scharia. Etwas, das freiwillige Burka- und Niqab-Trägerinnen befürworten.

Viele Frauen sind aus europäischen Ländern nach Syrien/Irak gereist, um sich dem IS anzuschließen. Diese Frauen dulden die Vergewaltigung der Mädchen und Frauen, weil sie der Ansicht sind, sie seien Untermenschen und es sei legitim, diese Gräueltaten an ihnen zu verüben. Viele freiwillige Kämpfer reisen zum „Schlachtfest“ aus, weil sie denken, dass es ihre heilige Pflicht sei,, Ungläubige zu schlachten und zu vergewaltigen. Diese ausgereisten Frauen zeigen Solidarität zu den Tätern, verraten Frauen und Kinder und bleiben somit verschont werden zu Herrinnen über diesen gepeinigten Frauen und Kinder. Meist fühlen sie sich in dieser Rolle auch noch gut. Aber nicht nur das! Die Frauen, die aus Europa ausgereist sind, dürfen andere Frauen im islamischen Staat demütigen und auspeitschen, wenn sie sich nach unseren Maßstäben normal verhalten und zum Beispiel Parfüm auflegen.

Die europäischen Jihadistinnen, spielen dort Sittenpolizei! Die Vollverschleierung ist ein ganz klares Zeichen des fundamentalistischen Islams und ist gemeinsames Erkennungszeichen von IS, Boko Haram, Ansar Dine, Taliban, Lashkar-e-Taiba, Al Shabaab, Ansar al Sharia, Ansar-Bait-al-Maqdis und Al Qaida. Jene sind nur die bekanntesten Gruppen, die mit unvorstellbar brutaler Gewalt Gebilde schaffen wollen, bzw. bereits errichtet haben, in denen Burka und Niqab zur Norm erklärt und  Frauen ohne Burka als Untermenschen bestraft werden. Burkaträgerinnen wissen das.

Eine Frau entspricht also dem islamistischen Ideal, wenn sie eine Vollverschleierung trägt. Und das wissen die freiwilligen Trägerinnen ganz genau. Bei einer freiwilligen Burka/Niqab Trägerin muss man davon ausgehen, dass sie eine Sympathisantin dieser Terrororganisationen ist, weil sie eine radikale und fundamentale Auslegung befürwortet. Burka und Niqab,sind ein Zeichen des Islamismus und die Ideologie, die dahinter steht, ist keine andere, als die des IS selbst. Mit ihrem Gedankengut begründen und rechtfertigen sie ihre Angriffe auf die Minderheiten des Nahen Osten!

Es geht mir nicht allein, um das Gedankengut, denn das kann ich ihnen nicht nehmen. Aber ich habe die Freiheit, in einer freiheitlichen Demokratie zu fordern, ein derartiges Symbol der Feindschaft nicht öffentlich sehen zu wollen. Es beleidigt und verletzt meine Würde und erst recht die Würde derer, die schon durch diese Hölle gegangen sind. Genauso, wie ich Opfern des Nationalsozialismus nicht zumuten möchte, in der Öffentlich mit NS-Symbolen konfrontiert zu werden. Hier gilt: Keine Toleranz der Intoleranz! Als ich anfing an mich damit zu beschäftigen, stellte ich fest, dass Burka und Niqab so harmlos sind, dass man mit dem Leben bedroht wird, wenn man ein solches Symbol kritisiert!

Häufig gestellte Fragen:

1) Ja, aber wenn wir es verbieten, dann darf die Frau gar nicht mehr das Haus verlassen.

Antwort: Diese Menschen geben mit ihrer Argumentationslinie zu, dass es viele gibt, die es nicht freiwillig tragen und kapitulieren vor dieser Unterdrückung. Wir haben genug Frauenhäuser und Stellen, an die sich die Frauen wenden können. Sie müssen nur den Mut aufbringen aus ihrer Gefangenschaft zu fliehen.

2) Wir können diesen Frauen doch nicht verbieten, etwas anzuziehen und in die Religionsfreiheit eingreifen.

Antwort: Doch, das können wir, denn es handelt sich hierbei um ein faschistisches, menschenverachtendes Symbol, ein Symbol der Abgrenzung, der Integrationsverweigerung, der Feindseligkeit, ein Symbol des Extremismus und ein Symbol der Diskriminierung von Männern in einer offenen Gesellschaft. Zuallerletzt der Punkt, den ich am stärksten finden, denn es ist eindeutig ein Bestandteil des Völkermords im 21. Jahrhundert. Dies gehört nicht in eine freiheitlich orientierte und aufgeklärte Gesellschaft.

3) Aber wenn diese vollverschleierten Frauen nicht mehr in in Scharen in deutschen Luxus-Geschäften einkaufen können, verliert der Einzelhandel hohe Umsätze.

Antwort: Da müssen wir uns – wie bei Waffenlieferungen in Schurkenstaaten – entscheiden, ob unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung für uns einen Wert oder nur einen Preis hat.

Politiker, diese mächtigen Ignoranten der satten, egoistischen Welt, sollen ab sofort erkennen, dass es sich bei dieser Uniformierung um eine Flagge des IS handelt.

Sie sollen bitte nicht weiter über die bisherigen immer wieder durchgekauten Punkte diskutieren, sondern auf diesen Völkermord und die Versklavung der Frauen im Nahen Osten eingehen und diese Kleidung als faschistisches Symbol anerkennen.

Sie sollen darüber informieren, dass im 21. Jahrhundert christliche und yezidische Frauen unter dieser Kleidung versklavt wurden.

Im Namen der Ermordeten, Gedemütigten, nicht zuletzt auch im Namen einer freiheitlich-demokratischen Welt, die weder ein Symbol eines Genozides verträgt noch ein Symbol der Versklavung, geschweige des Faschismus.

Der Worte waren es genug, die Taten müssen endlich folgen.

Darum sollten Israel und Armenien sich für die Jesiden einsetzen

Historiker Stefan Ihrig hat unter Berücksichtigung neuester geschichtswissenschaftlicher Erkenntnisse einen bewegenden und aufrüttelnden Artikel über die gesellschaftliche Rezeption der Sexsklaverei des Islamischen Staats geschrieben, der am 18. August 2015 in der englischsprachigen Ausgabe der Huffington Post veröffentlicht wurde. Der Artikel ist brillante psycho-soziale Analyse, arbeitet mit unbequemen und zugleich präzisen historischen Analogien zur zeitgenössischen medialen Darstellung der Hamidischen Massaker, des Völkermords an den Armeniern, Aramäer / Assyrern, Pontosgriechen und jesidischen Kurden in der deutschen Presse und des Holocausts in der US-Presse. Das macht ihn zu einem glühenden Plädoyer endlich aus der Geschichte zu lernen und zu handeln. Wir haben ihn übersetzt.

 

Das verstörende Exposé der New York Times von Anfang August 2015 über das Sexsklaverei-System des Islamischen Staats, dem vor allem jesidische Frauen zum Opfer fallen, war kurz nach Erscheinen einer der meist gelesenen Artikel auf der Internetseite der renommierten US-Zeitung. Und ja, in einem doppelt perversen Sinn fühlt es sich für ein paar Minuten gut an, moralisch empört auf die Gräueltaten des IS zu reagieren. Aber lasst es uns uns nicht allzu bequem machen in unserer Empörung über das, was die Times als „Theologie der Vergewaltigung“ betitelte. Die Sache ist nämlich, dass wie dazu neigen zu schnell zu vergessen, wie schnell wir vergessen. Die Geschichte der Massenmedien und Grausamkeiten in der modernen Welt hat uns gelehrt, dass die Hürde für uns, uns wirklich zu kümmern und engagieren, auch nur uns klar zu machen, wo gerade Unrecht und Grausamkeiten stattfinden, ungeheuer hoch ist. Die Geschichte des letzten Jahrhunderts liefert uns eine schier unendliche Liste der Gräuel, die nicht gestoppt wurden, obwohl sie ausreichend belegt wurden und wir meist gut über sie informiert waren. Wir, als Staaten und Gesellschaften, interessieren uns einfach nicht wirklich dafür. Wir möchten denken, dass wir es tun würden, aber erfahrungsgemäß tun wir es nicht. Der letzte Fall vorliegende Fall ist die bloße Existenz eines Sklavenmarktes für jesidische Frauen im Jahr 2015.

 

Bild: http://news.am/eng/news/282192.html

Wir Menschen und wir modernen Gesellschaften neigen zur ungeheuren Fähigkeit, Dinge die auf unserem Planeten passieren aufzuspalten. Meistens ordnen wir sie so ein, dass sie weit weg von uns stattfinden und einfach keine Bedeutung für unsere Lebenswirklichkeiten haben. Noch stärker ausgeprägt ist unsere Fähigkeit, Dinge die wir über Tragödien und Kriege, die sich um uns herum abspielen, lesen, hören oder sehen, zu vergessen und aus unserem Gedächtnis zu verbannen. Unsere Fähigkeit als Gesellschaften Realitäten mit denen wir durch Reportagen oder mediale Thematisierung konfrontiert werden, zu vergessen, herunterzuspielen und misszuverstehen, hat eine lange Tradition.

Lassen Sie mich nur zwei Beispiele aus dieser dunklen Tradition des Desinteresses anführen, um anschaulich zu machen, wie leicht uns das fällt und immer fiel. In den 1890er Jahren brachen im Osmanischen Reich Massaker unter Sultan Abdül Hamid II aus. Mehrere zehntausend Armenier wurden im Zuge dessen innerhalb von drei Jahren getötet. Deutschland unterhielt damals besonders enge Beziehungen zum Osmanischen Reich, und war sehr gut über die Gräueltaten der Armee des Sultans informiert. Aus eigenen Quellen und aus englischen Gazetten druckte die deutsche Presse Berichte des Grauens, die derart genau und authentisch über Massentötungen der Armenier informierten, dass dem Leser auch heute noch kalt der Schauer über den Rücken läuft. Dennoch haben sie es nicht vollbracht eine auch nur halbwegs bedeutende Reaktion innerhalb der deutschen Gesellschaft als solche hervorzurufen.

 

Hamidische Massaker, der Völkermord des Osmanischen Reichs an seinen Minderheiten und der Holocaust

Die Zeitungen wurden später mit dem Kurs der deutschen Reichsregierung gleichgeschaltet. Damit einhergehend spielte man die Grausamkeiten als britische Propaganda herunter oder rechtfertigte sie unverblümt. Einige kritische Blätter wurden einfach verboten und geschlossen. Das deutsche Reich begründete diese Schließungen damit, die Zeitungen seien von Minderheitenthemen besessen, weil ihre Besitzer Juden waren. Andere Zeitungen schwiegen entweder gänzlich oder gingen einen anderen Weg, um eine Art von Echo zu erhalten. Deutschland war mit dem Osmanischen Reich verbündet. Dementsprechend wurden in vielen Zeitungen der gleichgeschalteten Presse rassistische Rechtfertigungen für die Massaker abgedruckt, oder man umging die Thematisierung indem man betonte, Deutschland habe andere Probleme, um die es sich kümmern müsste. Aber man sollte das Deutschland der 1890er nicht allzu schnell verurteilen. Alle anderen Großmächte taten trotz einer Vielzahl von verstörenden gesicherten Informationen ebenfalls beinahe nichts, um den Armeniern beizustehen.

Als 20 Jahre später der Völkermord an den Armeniern einsetzte, gab es eine deutsche Zeitung, die als Sprachrohr des politischen Katholizismus galt. Sie ging damals noch einen Schritt weiter, als es darum ging Desinteresse an der Situation der Armenier zu rechtfertigen. Lakonisch meinte man zu beobachten, dass es Ansichtssache sei, ob es viele oder nicht so viele Christen im Osmanischen Reich gäbe. Was die Zeitung zu vermitteln versuchte war, dass die Zahl der Christen im Osmanischen Reich nur hoch anzusetzen sei, wenn man orthodoxe Christen, wie es die Mehrzahl der Armenier war, als echte Christen ansehen würde. Man schrieb das nicht explizit, aber es war klar, dass man versuchte die Botschaft zu vermitteln, die 2500 Kilometer und mehr entfernten Armenier seien keine echten Christen, und könnten den deutschen Katholiken daher egal sein.

Ein anderes Fallbeispiel das zeigt, dass das Ausmaß einer humanitären Katastrophe wenig Einfluss auf unsere Fähigkeit hat, nicht zu verstehen, zu unterdrücken, herunterzuspielen, usw., stellt der Holocaust an Europas Juden dar, als er in vollem Gang war. Geradezu beiläufig wurden Artikel von Deborah Lipstadt und anderen, die über den in vollem Gang befindlichen Holocaust schrieben, routinemäßig auf unwichtige, wenig gelesene Seiten US-Amerikanischer Zeitungen verbannt, um ihre Bedeutung herabzusetzen. Eine neue Studie von Michael Fleming untersucht, wie Nachrichten über Auschwitz an die Alliierten herangetragen wurden, und wie man sie aufgenommen hat. Er dokumentiert sorgfältig alle Hürden, die übersprungen werden mussten, bevor diese Nachrichten über die Gräuel an dem Ort, der heute als Sinnbild des Holocausts gilt, endlich von Spitzenpolitikern und Medien vollständig ernst genommen wurden. Fleming widerlegt den Mythos, die Alliierten hätten bis zur Endphase des 2.Weltkriegs keine verlässlichen Informationen über Auschwitz gehabt. In der Tat verfügten sie bereits deutlich früher über verlässliche Informationen. Aber zu glauben sie hätten es nicht, ist einfach viel bequemer.

 

Die Sexsklaverei des IS

Wir haben also nun mehr und mehr verstörende Informationen über die Gräueltaten des ISIS, und wir empören uns über sein System der Sexsklaverei. Das sollten wir auch!

Aber was dann? Mit der Zeit wendet man seinen Blick weg von Artikel, wie dem eingangs erwähnten aus der New York Times, und beginnt die verstörende Information zu verdrängen, um Platz für „wichtigere Dinge“ zu schaffen. Uns so zu verhalten lernen wir jeden Tag. Aber irgendwer muss etwas tun. Warum? Weil es einfach viel zu einfach ist, sich nicht für die Jesiden zu interessieren. Und die meisten unter uns haben bereits die Vertreibung von zehntausenden Jesiden und die beinahe wundersame Rettung einiger von ihnen durch die kurdische YPG im Sommer 2014 vergessen. Sie sind schließlich nicht nur weit weg. Die überwältigende Mehrheit von uns hat keinen einzigen Angehörigen der Religionsgemeinschaft der Jesiden in Freundeskreis oder als Nachbarn. Und schlussendlich und das ist wahrscheinlich das springende Punkt, sind sie weder Christen, Juden oder Muslime. Ihr Glaube kommt uns im wahrsten Sinne des Wortes einfach nur „fremd“ vor.

Angesichts ihrer eigenen Geschichte, sollten zumindest Israel und Armenien sich politisch für die Jesiden einsetzen. Wie die Armenier und Juden in 1890ern, während des Völkermords von 1912-1922 und während der Shoah, haben die Jesiden aktuell noch kein eigenes Staatssystem, keine Armee und nirgendwo eine bedeutende Lobby. Und genau weil sie das nicht haben und weil sie „keine von uns“ sind, sind sie so bedeutend und sollten ihre Leben uns wichtiger sein, als die Zerstörung der Kulturdenkmäler von Palmyra. Nachdem wir als Welt unter Beweis gestellt haben, dass wir uns nicht wirklich für Christen, sunnitische und schiitische Muslime in Syrien, oder Kurden und alle anderen Einwohner des jetzt vom ISIS kontrollierten Teil des Iraks interessieren, sollten die Jesiden der letzte Strohhalm sein. Leider werden sie dies aber wahrscheinlich nicht sein. Der ISIS ist sich sehr stark darüber im Klaren, was ihm wichtig ist und was nicht. Wie sieht es mit uns aus?

 

 

Anmerkungen

Meinung: Kobane und Shingal sind frei! Auch die Todenhöfers dieser Welt sind ein weiteres Mal wiederlegt!

Siegesfier aus Kobanê Bild: Youtoube-Screenshot (https://www.youtube.com/watch?v=aZWpmbyiS30)
Siegesfeir aus Kobanê
Bild: Youtoube-Screenshot (https://www.youtube.com/watch?v=aZWpmbyiS30)

Wie laut haben sie ihre Parolen geschmettert, man könne den IS nicht mit militärischen Mitteln und Luftunterstützung besiegen.

Wie laut war sie doch, die, in die Pazifismus verpackte und doch so rein gar nicht pazifistische, Propaganda von einem Jürgen Todenhöfer und seinen Groupies gegen die Unterstützung der kurdischen Bodentruppen im westkurdischen Kobane (Nordsyrien) und im südkurdischen Sindschargebirge um die jesidische Hochburg Shingal (Nordirak).

Kobane stand kurz vor dem Fall, und die Massaker, Verschleppungen jesidischer Frauen und Mädchen im Sommer im Sindschargebirge lassen erahnen, was passiert wäre, hätte der IS die Stadt einnehmen können. Auch im Sindschargebirge war es mit die Unterstützung für die kurdischen Bodentruppen aus der Luft und durch die Lieferung von militärischem Defensivgerät, die die Angehörigen der jesidischen Religion dort davor bewahrten, Opfer eines weiteren Srebrenicas oder Ruandas zu werden.

Hätte man auf die Jürgen Todenhöfers dieser Welt gehört, hätte man die kurdischen Verteidiger und die Angehörigen der vielen verschiedenen Volksgruppen, die sie verteigen, ihrem Schicksal überlassen, der IS hätte sich weiter ausbreiten können, und die Zahl der von Massakern heimgesuchten Kurden, Assyrern / Aramäern und Schiiten wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in die zehntausende gegangen.

Bis zuletzt hält der Publizist, der jüngst durch ein Interview mit dem IS für Furore sorgte, daran fest die kurdischen Demokratiebewegungen aus seiner Argumentation auszuklammern. Er beteuert auf Kritik an seinem Interview mit dem IS, stets mit allen Seiten reden zu wollen. Dann nennt er Assad und den IS. Die kurdische Autonomieregierung im Nordirak, deren Peshmergaarmee das Sindschargebirge befreite und tausende Jesiden vor Massaker, Verschleppung und Entwurzelung bewahrte, ignoriert er. Ebenso ignoriert er die kurdische Demokratie- und Unabhängigkeitsbewegung in den vier Kantonen Rojavas (Nordsyrien), die in den letzten zwei Jahren mehr Gleichberechtigung zwischen den Religionen und Völkern hergestellt hat, als jeder andere Machthaber in Syrien und dem Irak in der nunmehr beinahe ein Jahrhundert andauernden Misserfolgsgeschichte dieser Staaten. Mal unterdrückte ein schiitischer Machthaber die Sunniten, mal ein Sunnitischer die Schiiten. Für die christlichen Minderheiten sah es auch meist sehr schlecht aus. Die Baath-Regime brachten ihnen zwar Entspannung, niemals jedoch Gleichberechtigung. Die Kurden litten unter allen Machthabern gleichermaßen.

Dennoch sei der Kampf gegen den IS eine reine Sache der sunnitischen Syrer und Iraker, schreibt Todenhöfer kurz nach seinem Interview mit dem IS auf Facebook. Seine Fangemeinde bejubelt ihn wie üblich.

Was soll, wenn dem so ist, denn mit den Jesiden, sunnitischen Kurden, christlichen Aramäern / Assyrern, christlichen Arabern, Drusen, schiitischen Turkmenen und schiitischen Arabern geschehen, die nun unter kurdischem Schutz endlich seit dem Beginn der Ausbreitung des IS einmal wieder aufatmen können?

Todenhöfer und seine Fangemeinde irren, wie so oft. Es sind die o.g. Volksgruppen, die vom IS bedroht sind. Es gilt sie zu schützen und zu befähigen sich selbst zu verteidigen. Der Irak und Syrien waren von Anfang an als Staatengebilde zum Scheitern verurteilt. Alles was diese Staaten zusammenhält, sind Verträge aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Es ist besser, man versteht das spät als nie. Es ist schon verwunderlich, dass sich ausgerechnet ein Jürgen Todenhöfer, der sonst beinahe täglich „den Westen“ für alles Übel in der Welt verantwortlich macht, die USA und Israel trotz der aktuellen Differenzen über z.B. Israels Neutralität in der Ukrainekrise synonym verwendet, und keine Gelegenheit auslässt hier ein diffuses Feindbild zu schmieden, sich als glühender Befürworter der „Teile und Herrsche“-Logik des Westen von vor hundert Jahren hervortut.

Die Ignoranz gegenüber den Schicksalen und der Geschichte der Jesiden, sunnitischen Kurden, christlichen Aramäern / Assyrern, christlichen Arabern, Drusen, schiitischen Turkmenen und schiitischen Arabern, die die Jürgen Todenhöfers dieser Welt an den Tag legen, ist dreist und menschenverachtend.

Mit allen gibt er vor zu sprechen, der Herr Todenhöfer? – Mit den kurdischen Demokraten und Garanten eines gleichberechtigten Vielvölkerstaates hat Todenhöfer nicht gesprochen. Er erwähnt sie nicht einmal. Er sprach mit Bashar Al-Assad, einem egomanen Diktator, und er sprach mit Mitgliedern des IS, einer mordend und vergewaltigend durch den Nahen Osten ziehenden Terrorarmee.

Kobane und Shingal sind frei! Die Todenhöfers dieser Welt sind einmal mehr wiederlegt! Die kurdischen Freiheitsbewegungen haben der Welt einmal mehr bewiesen, dass sie die verlässlichen demokratischen Partner im Nahen Osten sind, die der Westen so lange vergeblich gesucht hat. Wenn Demokratie und Menschenrechte nicht zu leeren Phrasen verkommen sollen, wird es Zeit sie endlich in gebührender Art und Weise anzuerkennen. Da ist nun auch dieser „Westen“ gefragt, der mindestens noch einmal beweisen muss, dass er besser ist, als die Todenhöfers rund um den Globus ihn darstellen.

Bijî berxwedana kobanê! Bijî berxwedana rojava!  Biji berxwedana Şengal! Biji berxwedana Kurdistan!